Stephan Bergerhoff / Heinz-Gert Kessel / Pius Meyer:

Turmdrehkrane

über 100 Jahre auf Baustellen in aller Welt

ca. 170 Seiten, ca. 510 Bilder

fester Einband, 28 x 21 cm

EUR 29,90

ISBN 978-3-86133-560-3

Erschienen: 2010

Rezension von Dr. Jürgen Schmoll, Durham (GB)


Turmdrehkrane – 100 Jahre auf Baustellen in aller Welt


Stephan Bergerhoff, Heinz-Gert Kessel, Pius Meyer

Podszun-Verlag 2010, 166 Seiten, zahlreiche meist farbige Abbildungen



"Endlich ein Buch für uns !" dachte ich als Freund alter Turmdrehkrane, als ich die Ankündigung zu diesem Buch las. Die Auslieferung, die sich noch um einige Wochen verzögert hatte, konnte ich kaum erwarten. Bislang sind mir nur drei Bücher zu diesem Thema bekannt, wobei mindestens zwei mittlerweile nicht mehr erhältlich sind.


Traditionell gibt es bei dem Thema verschiedene Ansätze, ein Buch zu gliedern. Ein streng historischer Ansatz, etwa von der Antike zur Neuzeit, wurde hier nicht beschritten, da die wirklichen Turmdrehkrane erst in den letzen 100 Jahren aufkommen, auf die sich das Buch beschränkt. Stattdessen wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass sich die Entwicklung dieses Maschinentyps in unterschiedlichen Teilen der Welt ganz verschieden ablief. So ist die "Krankultur" beispielsweise in Nordamerika eine ganz andere als in Europa. Dementsprechend gibt es neben der detaillierten Beschreibung europäischer Turmdrehkrane im ersten Kapitel weitere Kapitel, die die Historie und den heutigen Stand der Technik in Australien, Nordamerika, China und Japan beleuchten. Abgerundet wird das Buch durch ein Glossar, in dem technische Grundbegriffe der Krantechnik für die verschiedenen Turmdrehkrantypen erläutert werden. Hier erfährt man zum Beispiel, was eine KUD-Auflage, Elefantenfüße oder Teleskopierknaggen sind.


Das erste Kapitel, das die europäische Turmdrehkranentwicklung nachzeichnet und mit 106 Seiten den größten Raum einnimmt, zeichnet die Entwicklung für die verschiedenen Bauformen chronologisch nach. Die grobe Sequenz geht von Biegebalken- und Nadelauslegern über obendrehende Katzausleger zu den modernen Schnellaufbauern von heute, wobei die Grenzen fließend ineinander übergehen, da es in der Geschichte immer wieder besonders frühe oder späte Vertreter einer Krangattung gab. Besonders hervorzuheben ist die Einstreuung von Einsatzberichten wie beispielsweise "Bewährungsprobe in der Vorhölle" – ein TdK-Einsatz an einem Kohlekraftwerk unter extremen Bedingungen für Mensch und Material. Auch dem größten Turmdrehkran der Welt, dem Kroll K-10000 ist ein Kapitel gewidmet, in dem auch noch größere Typen vorgestellt werden, deren Bau nie realisiert wurde. Ein stammbaumartiges Diagramm am Ende des Kapitels versucht, etwas Struktur in die sehr diversifizierte Entwicklung des Turmdrehkrans zu bringen.


Die weiteren Kapitel über den Kranbau auf anderen Kontinenten sind sehr lehrreich. Sie zeigen komplett andere Konzepte, die aufgrund völlig anderer Rahmenbedingungen entstanden. So erzeugen die australischen Favco-Krane ihren Strom durch einen Dieselgenerator auf der Drehbühne, während die Nordamerikaner dem ganzen TdK-Konzept lange Zeit kritisch gegenüberstanden. Jedoch zeigte sich beispielsweise beim Bau des World-Trade-Centers in New York die Überlegenheit des Turmdrehkrans, deren Technologie aus Australien importiert wurde. Der Leser lernt, dass in China einerseits viel nachgebaut wird, aber es andererseits auch komplette Neuentwicklungen gibt – für Einsätze, wie sie in Europa selten sind wie zum Beispiel der Errichtung 200 Meter hoher Strommasten. In Japan hingegen ist ein Turmdrehkran ein absolutes High-Tech-Produkt, bei dem im Erdbebenfall nicht nur der Kranführer innerhalb von Sekunden gewarnt wird, sondern aktive Schwingungsdämpfer die seismischen Bewegungen ausgleichen. Die Fertigungsrate japanischer Turmdrehkrane ist signifikant geringer als die beispielsweise der Europäer, dafür wird auf Sicherheit, Präzision und Komfort extrem viel Wert gelegt.


Zusammenfassend kann ich dieses Buch Kranliebhabern zu 100 Prozent empfehlen. Die gute Verarbeitung (hochwertiges Papier, fester Einband), das kompetent vermittelte Wissen und die extrem gute Bebilderung lassen die Lektüre zur abendfüllenden Beschäftigung werden. Mein Urteil deshalb: 10 Punkte von 10 möglichen Punkten.